Das Frauenkloster Oberschönenfeld

Ein Orden mitten im Leben

OBERSCHÖNENFELD – In diesem Jahr feiert der Zisterzienser­orden 925. Gründungsjubiläum. Der Name des Ordens geht auf den Ort Citeaux bei Dijon in Frankreich zurück. Dort fanden sich Mönche zusammen, die nach den Reformideen des Klosters Cluny leben wollten. Dem folgten zahlreiche Neugründungen in ganz Europa. Eine dieser Niederlassungen im Bistum Augsburg ist das Frauenkloster Oberschönenfeld im Landkreis Augsburg.

An einem Raum auf dem Kloster­areal wurde von der Gründung 1211 bis heute festgehalten, nämlich dem Gästehaus. Obwohl die Zisterzienser ein kontemplativer Orden sind, legen sie gemäß der Regel Benedikts großen Wert darauf, Gäste aufzunehmen. Die Lage des Klosters in einem großen Tal zeigt noch etwas Typisches für den Zisterzienser­orden, nämlich die große Bedeutung der Landwirtschaft. Diese wurde in Oberschönenfeld seit dem Gründungsjahr 1211 bis in die 1970er Jahre hinein betrieben.  Da die Landwirtschaftsgebäude sanierungsbedürftig waren und das Geld fehlte, sie wieder instandzusetzen, entschied man, die Landwirtschaft aufzugeben. 

Besucher im Museum

Denkmalbehörde und Heimatpflege sprachen sich nachdrücklich für den Erhalt der gesamten Klosteranlage als kulturgeschichtliches Dokument aus. Man begann 1972 mit der Renovierung des gesamten Klosterkomplexes. Der Bezirk Schwaben ­richtete  in die Ökonomiegebäude das ­Volkskundemuseum ein. Die Geschichte des Klosters und das jahrhundertelange Leben der Schwestern innerhalb des Klosters ist Teil der Dauerausstellung. 

Das Museum ist für die Abtei bedeutsam, erzählt die heutige Äbtissin Gertrud Pesch. Die Pacht des Bezirks ist ein sehr wichtiger Baustein für den finanziellen Lebensunterhalt der Schwestern. Kloster sowie Museum ziehen viele Besucher an, so dass davon auch die Gastwirtschaft Klosterstüble, der Brotladen und der Klosterladen profitieren. 

So gut wie heute ging es dem Kloster nicht immer. Mitte des 16. Jahrhunderts lebten dort nur noch drei Schwestern. Bis dahin wurden überwiegend adelige Kandidatinnen aufgenommen. Es kam der Wandel vom adeligen Damenstift zum bürgerlich geprägten Kloster. Zwei weitere Bewährungsproben für den Bestand der monastischen Gemeinschaft waren der Dreißigjährige Krieg und die Säkularisation. 

Der Dreißigjährige  Krieg zwang die Schwestern zu einer mehrjährigen Aufgabe ihres Hauses und zur Flucht ins Exil nach Schloss Thurnfeld bei Hall in Tirol. Damals wählten die Schwestern Elisabeth Herold zur Äbtissin. Sie rettete das ihr anvertraute Haus über die Schrecken der Kriegsgeschehnisse hinweg. Mit schier übermenschlichen Anstrengungen gelang es ihr und ihrem Konvent, die gesamte Klosteranlage wieder bewohnbar zu machen. 

An den Staat gegangen

Durch die Säkularisation im Jahr 1803 ging der gesamte Besitz an den bayerischen Staat über. Die Neuwahl von Äbtissinnen sowie die Aufnahme von Novizinnen wurden verboten. 1834 lebten nur noch sieben Konventualinnen. 1836 gelang es aber, das Kloster zu restituieren. Ausschlaggebende Voraussetzung hierfür bildete die Bereitschaft, eine Haus- und Handwirtschaftsschule einzurichten, die von den Bewohnern der umliegenden Dörfer gerne angenommen wurde. 

Im Ersten Weltkrieg beherbergte das Klosterareal ein Lazarett.  Im Zweiten Weltkrieg eröffnete das Kloster seine Tore für Flüchtlinge. Das tut es heute wieder wegen des Krieges in der Ukraine. Eine ukrainische Familie war dort zu Gast, ist aber mittlerweile in ihre Heimat zurückgekehrt, da es dort keine Gefechte gibt. Das Kloster hält noch Kontakt, falls es wieder zu Kriegshandlungen kommen sollte.

17 Schwestern im Konvent

Heute gehören zur Gemeinschaft von Kloster Oberschönenfeld 17 Schwestern und eine Postulantin. Sie kommen aus allen Regionen Deutschlands. Der Tagesplan beginnt um 5 Uhr morgens und endet um 20 Uhr. Neben der Eucharistiefeier und den üblichen Gebetszeiten ist darin  noch Raum für Meditation, persönliches Gebet und die geistliche Lesung vorgesehen. 

Der Arbeitsraum der Schwestern  erstreckt sich auf den Verkauf, die Bäckerei, die Stickerei, die Kirche, das Gästehaus,  die Hauswirtschaft, die Verwaltung, die Bibliothek und den Garten. Außerdem finden die Gäste bei den Schwestern die Möglichkeit für Exerzitienbegleitung und geistliche Einkehrtage.

Martin Gah

19.08.2023 - Bistum Augsburg